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Hart oder weich? Der falsche Mythos von der harten Matratze

 

Der falsche Mythos, dass man bei Rückenproblemen hart liegen soll, ist nicht tot zu kriegen. Woher aber kommt er? Früher gab es unter den Matratzen Gitterpritschen; waren die Matratzen durchgelegen - und damit weich-hängend, konnte die mittlerweile ausgeleierte Gitterpritsche die Wirbelsäule nicht mehr gerade halten. Im Gegenteil. Der Körperschwerpunkt (das Becken) zwang den Liegenden in eine bananen-ähnliche Liegehaltung - Rückenschmerzen und Verspannungen waren die Folge. Zur Linderung der Schmerzen wurde ein Brett unter die Matratze gelegt. Der Körper lag nun hart - und vor allem wieder gerade. Die Schmerzen wurden weniger. Daraus entstand der Glaubenssatz, dass man "bei Rückenschmerzen hart liegen" muss.

 

Wer bei Rückenschmerzen konsequent nach einem harten Bett respektive nach einer harten Matratze verlangt, tut sich selbst keinen Gefallen. Ein hartes Bett birgt Nachteile: Weil der Platz fehlt, um die Schulter abzusenken, wird in der Seitenlage der Arm in den Körper gedrückt. Wer so in die Tiefschlafphase fällt und während jener in dieser Position verharrt, wird über kurz oder lang Schulterprobleme und Nackenverspannungen bekommen.

 

"Ameisenhaufen" in Armen und Händen sind ein klares Zeichen. Breitschultrige, kräftige Herren funktionieren häufig den Arm zum Kopfkissen um, um dem Schulterdruck auszuweichen. Hilft das nicht, drehen sie sich in die Rückenlage, was Kreuzschmerzen nach sich ziehen kann. Schnarchen ist dann oft nur eine weitere Begleiterscheinung.

 

Damit wären wir wieder bei der Matratze. Hart oder weich? Zu harte Matratzen verhindern das Einsinken der Hüfte und bauen einen entsprechend hohen Druck auf empfindliche Gelenke auf. Durch das "Aufbocken auf der Hüfte" hängt die Lendenwirbelsäule durch, was Kreuzschmerzen fördert.

 

Also doch lieber weich? Definitiv! Sie brauchen ein so weiches Bett wie möglich. Aber: Der Unterschied zwischen weich-hängend und weich-flexibel ist noch nicht allen bekannt. Finden Sie eine flexibel-weiche Matratze, die Ihrem Körper passt. Und wenn Sie zwischen zwei Härtegraden entscheiden müssen, wählen Sie die etwas weichere Variante.

 


Thomas Zwicky ist Geschäftsführer des Rückenzentrums THERGOfit in Bad Ragaz.

 

Als einer der ersten Schlafexperten in der Schweiz hat er bereits 2009 die Ausbildung zum zertifizierten Schlaf- und Liegeberater der IG-RLS absolviert.

Er hat sich in aller Konsequenz der Schlafberatung und seiner Mission, «Menschen zu gesundem Schlaf zu verhelfen», verschrieben und auch einen 70-seitigen Liege-Ratgeber veröffentlicht.